.Ich betone immer wieder, dass Mental Load kein Thema ist, das nur Mütter oder Eltern betrifft. Es betrifft auch Kinderlose, Care Givers im Allgemeinen, und viele mehr. Aber heute geht es um Eltern und explizit um Mütter.
**Kindergeburtstag**
Ach, was sind Kindergeburtstage heute geworden! Warum machen Eltern so ein grosses Trara um den Geburtstag ihres Nachwuchses? Als ich ein Kind war, haben wir Kuchen gegessen und versucht, Schokolade mit Handschuhen zu schneiden. Ja, das haben wir alle schon gehört. Aber auch wenn man den Kindern keinen besonders ausgefallenen Geburtstag bieten möchte und davon ausgeht, „dass die schon miteinander spielen werden“, sind Kindergeburtstage der absolute Endgegner für Eltern – oder eben: für Mütter.
Warum sonst hört man beim Abholen oder in den WhatsApp-Geburtstagsgruppen so oft: „Erholt euch gut!“? Und wer sagt uns, dass es nicht auch für unsere Mütter eine Tour de Force war, eine Gruppe Kinder zu Hause zuhaben? Selbst wenn diese nur miteinander gespielt haben? Niemand, genau. Weil sie niemand gefragt hat. Weil es keine WhatsApp-Gruppen gab. Weil niemand wusste, dass wir für die ganze mentale Belastung einen Begriff haben: Mental Load.
All diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, als ich bei 30 Grad auf unserer Terrasse versuche, Wasserperlen vom Boden zu kratzen. Ein sensorisch und pädagogisch wertvolles Spiel ist in wenigen Minuten von Kindern, die „nur miteinander gespielt haben“, in ein womöglich ökologisches Desaster umgewandelt worden. Weil die Kinder nicht in den Perlen nach Gegenständen suchen wollten, sondern diese lieber auf den Boden verteilt und zerdrückt haben. Die Perlen zerfallen zu etwas Gelartigem und wenn sie das nicht tun, haben sich die Polymere schon längst im gesamten Garten verteilt. Vielleicht sollte ich gleich Greenpeace anrufen, falls die Vögel die farbig leuchtenden Perlen fressen.
Das ist nur einer der Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, während all diese Kinder immer noch bei mir sind. „Finden sie den Geburtstag trotzdem toll, auch wenn ich sie ziemlich bestimmt reingeschickt habe?“ „Werde ich die Terrasse jemals wieder benutzen können?“ „Warum habe ich mir das angetan?“ „Habe ich den Kuchen wieder in den Kühlschrank gestellt?“ „Was haben wir vereinbart, wann muss die Offerte raus?“ – das ist nur ein Bruchteil der restlichen Gedanken.
Sicher ist nur eins: Der Mental Load erreicht gerade seinen Höhepunkt. Isabel Willemse und ich haben in unseren Therapiekarten fünf Bereiche definiert (Der ständige Stress im Kopf – Mental Load erkennen und reduzieren), in denen sich Mental Load zeigt: Emotionaler Load („Finden sie den Geburtstag trotzdem toll, auch wenn ich sie ziemlich bestimmt reingeschickt habe?“), Metaparenting („Warum habe ich mir das angetan?“), konkrete Aufgaben („Werde ich die Terrasse jemals wieder benutzen können?“), Ich („Was haben wir vereinbart, wann muss die Offerte raus?“), Management-Denken («Habe ich den Kuchen wieder in den Kühlschrank gestellt?“ ) – und die kommen nun alle zusammen und überwältigen mich. Ich finde, das sind die schwierigsten Momente, wenn der Mental Load uns handlungsunfähig macht und einem das Gefühl gibt, dass es gerade keinen Ausweg gibt.
Doch die Krise geht vorbei. Ich muss weder weinen noch meine Überforderung in Prosecco ertränken. Die Kinder haben die Geschenke geöffnet und bauen nun ruhig Lego zusammen. Die Krise ist überstanden. Bis zum nächsten Jahr. Ohne Wasserperlen.